clearpixel.gif (78 Byte)
   Dokumentenarchiv

clearpixel.gif (78 Byte)068201.gif (9015 Byte)

Das zweite Dresdner Theater
architektursymbolisches "Gesamtkunstwerk"

068202.jpg (5959 Byte)

25. Juni 1982 - Ausstellungsraum Schloss Dresden

Das zweite Dresdner Theater von Gottfried Semper (1870-1878) Stil und Ikonographie...

 


... mit Dr. Phil. Heinrich Magirius, Hauptkonsorvator des Instituts für Denkmalpflege
clearpixel.gif (78 Byte)
Nachdem das erste Dresdner Theater von Gottfried Semper, erbaut 1838-1841, am 21. September 1869 abgebrannt war, gingen die Meinungen, wo, wie und durch wen ein neues Theater errichtet werden sollte, weit auseinander. Den Eingaben Dresdner Bürger ist es zu verdanken, dass der Auftrag wieder an Semper vergeben wurde, der damals i n Zürich lebte und die Pläne für den Neubau hier im Jahre 1870 ausarbeitete. Mit diesen Plänen kam er zwar den Wünschen der Dresdner nach einer weitgehenden Wiederherstellung des alten Baues nicht entgegen, übernahm aber zahlreiche Einzelmotive von seinem ersten Bau in den Neubau, der etwas zurückgerückt wurde, so dass nun der Theaterplatz als städtebauliche Gestaltung entstand.

Semper war seit seinem Entwurf für ein Theater in Rio de Janeiro 1858 und besonders seit seinen Entwürfen für ein Wagner-Festspielhaus in München 1864-66 von der Absicht beseelt, im Theaterbau Theatralisches in einem architektursymbolischen "Gesamtkunstwerk" zur Anschauung zu bringen. Alle Künste – neben der Architektur auch die Plastik, Malerei und die dekorativen Künste – sollten zusammenwirken, um unterschiedliche, aber stimmungmässig fassbare Aspekte eines großen Ganzen zum Ausdruck zu bringen. Die Stilwahl der Neurenaissance entsprach Sempers Orientierung auf den historischen Stil am Beginn der Neuzeit, der in seiner Gegenwart am entwicklungsfähigsten erschien. In dieser Konzeption ist der Ikonographie – den Inhalt der Bildwerke und Gemälde sowie der Ikonologie – der Bedeutungshaltigkeit der reich differenzierten Architekturmotive – eine besondere Bedeutung zugemessen. Auf Gottfried Semper selbst geht die Hervorhebung des Mythos des Gottes Dionysos zurück, auf ihn auch die Gegenüberstellung von antik-klassischer und romantisch-moderner Kunst, wobei die Vorrangstellung des Antik-Klassischen gewahrt bleibt. Leitmotivisch zu verstehen ist die Anwendung bestimmter architekturgeschichtlicher "Zitate" am Bau, zum Beispiel der Exendra oder des antiken Tempelmotivs. Der Sinnzusammenhang dieses Motivs am Bau ist jedoch neuartig und zeugt von der schöpferischen Potenz des Architekten.

Als bildende Künstler waren vor allem Dresdner tätig. Die Bildhauerschüler Ernst Ritschel, Ernst Julius Häunels und Johannes Schillings repräsentieren die Dresdner Bildhauerschule, wobei die "Quadriga" von Schilling selbst die gewichtigste Aussage darstellt.. In Lünetten mit dramatischen Landschaften sind hauptsächlich Schüler Ludwig Richters herangezogen. Der Weimaraner Friedrich Preller d. J. hat hier die besten werke geschaffen. Unter den figürlichen Kompositionen ragen die von Theodor Grosse hervor. Durch eien Wettbewerb wurde ein Künstler für die Herstellung des großen Bühnenvorhanges ermittelt: der Karlsruher Maler Ferdinand Keller.