Der
Oberlandbaumeister Johann Georg Starcke (ca. 1630-1695) prägte mit seinen Bauten das Bild
der kursächsischen Residenz entscheidend. Bis auf das Palais im Grossen Garten haben sich
seine Bauten nicht erhalten. Starckes Hauptwerk, das Palais im Grossen Garten war der
erste Barockbau Sachsens und hatte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nicht
seinesgleichen. Nach seiner teilweisen Zerstörung im Jahre 1945 lag die Ruine
jahrzehntelang halb vergessen mitten im Grossen Garten und doch abseits des städtischen
Lebens.Nach fast zwanzigjährigen Rekonstruktionsmassnahmen kann heute wieder ein Teil
der Innenräume genutzt werden, und der Abschluss der äusseren Wiederherstellung steht
unmittelbar bevor. Die Dresdner Bevölkerung nimmt regen Anteil am geschehen, vor allem,
was die zukünftige Nutzung des Baus betrifft.
Auch kunsthistorisch rückte das Palais Grosser Garten in den Blickpunkt des
Interesses. Im Vortrag am 17.04.2001 werden aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt,
werden funktionale und formale Besonderheiten dieses einzigartigen Bauwerks diskutiert.
Dresden war nach dem Dreissigjährigen Krieg eine der kulturell führenden Residenzen
im deutschen Reich, die ein reges Musikleben hatte und wegen ihrer prachtvollen Hoffeste
bewundert wurde.
Als Hofarchitekt war Starcke vor allem damit beschäftigt, den architektonischen Rahmen
für dieses Hofleben zu schaffen. Dass die Festarchitekturen nicht, wie sonst allgemein
üblich , aus ephemeren (kurzlebigen) Materialien, sondern aus Stein errichtet wurden, war
eine lokale Besonderheit, die aus der kulturellen Tradition des kursächsischen Hofes
resultierte und die mit dem Zwingerbau Pöppelmanns Anfang des 18. Jahrhunderts ihren
krönenden Abschluss finden sollte.
Bereits am Anfang seiner Karriere konnte Starcke bei mehreren Projekten Erfahrung in
der Anlage derartiger Festarchitekturen sammeln.
Einer der Bauten des Lusthauses im Italienischen Garten, entstand in direktem paragone
(Konkurrenz) zu einem anderen deutschen Bauvorhaben, was vom hohen Anspruchsniveau der
kursächsischen Festarchitektur zeugt.
Sein Hauptwerk, das Palais im Grossen Garten, ab 1676 errichtet, ist als Summe seiner
künstlerischen Erfahrung und v. a. als Produkt seiner Frankreichreise zu bezeichnen. In
der dezidierten Internationalität seiner Formensprache markiert es einen Wendepunkt im
Werdegang des Architekten, der sich von einem vornehmlich an der italienischen
Cinquecento-Architektur orientierten Frühwerke löste und eine eigenständige Synthese
der verschiedenen zeitgenössischen Architekturkonzepte entwickelte.
Dass Starcke sich bereits dem Prinzip des barocken Gesamtkunstwerks annäherte,
bezeugen die auf den Aussenbau abgestimmte Innenausstattung und der Entwurf des
umliegenden Gartens, der sehr genau auf das Palais Bezug nimmt. K.R.