clearpixel.gif (78 Byte)
   Dokumentenarchiv

clearpixel.gif (78 Byte)028301.gif (7336 Byte)

Richard Wagner
Rienzi-Aufführung

028302.gif (8163 Byte)

22. Februar 1983

Richard Wagner und Dresden ...

 


... mit Dr. sc. Phil. Hans John, Dozent der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber"
clearpixel.gif (78 Byte)
Richard Wagner, dessen Todestag sich am 13. Februar 1983 zum 100. Mal jährt, gehört zu den grössten Musikerpersönlichkeiten im 19. Jahrhundert. Seine Kindheit, Jugend und die Jahre der Reife verbrachte er hauptsächlich in Dresden. Er besuchte die Kreuzschule, und hier wurde der Grundstock für seine weitreichenden künstlerischen und geistigen Interessen gelegt. Mit Dresden ist Wagners kompositorisches, interpretatorisches, musikpropagandistisches und kulturpolitisches Schaffen aufs engste verknüpft.

Am 7. April 1842 brach Wagner mit seiner Frau Minna von Paris nach Dresden auf, um die Uraufführung seiner "Grossen tragischen Oper" "Rienzi" vorzubereiten. Die Premiere dieses Werkes am 20. Oktober 1842 war ein glänzender Erfolg. Nach dem Ableben des Dresdner Musikdirektors Joseph Rastrelli und dem Tode des Hofkapellmeisters Francesco Morlacchi wurde Wagner am 2. Februar 1843 zum "Königlich Sächsischen Hofkapellmeister" auf Lebenszeit ernannt.

Bereits im November 1841 hatte er in Paris die Partitur seiner romantischen Oper "Der fliegende Holländer" vollendet. Auch dieses Werk wurde am 2. Januar 1843 in Dresden uraufgeführt. In Dresden entstanden des weiteren die Partitur der "Grossen romantischen Oper" "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg", am 13. April 1845 vollendet, sowie die "Lohengrin"-Dichtung. Der "Tannhäuser" wurde am 19. Oktober 1845 in Dresden erfolgreich uraufgeführt.

Den Höhepunkt der kompositorischen Tätigkeit Wagners in der Elbresidenz bildete die romantische Oper "Lohengrin". Am 28. April 1848 brachte Wagner die Partitur zum Abschluss. Die Uraufführung dieses Werks erfolgte am 28. August 1850 durch Franz List in Weimar.

Der "Rienzi" steht noch stark in der Traditionslinie der französischen Grand opera. Wagner übernahm die bei diesem Operntyp üblichen Usancen, verband sie aber, ausgehend von Bulwers Romanhandlung, mit Haupt- und Staatsaktionen, deren Aktualitätsbezug unverkennbar war. Die Verbindung von Kunst und Politik entsprach den Forderungen der Jungdeutschen, einer literarischen Richtung, mit der Wagner damals sympathisierte.

Beim "Fliegenden Holländer" fällt auf, dass der Komponist die stark psychologisch motivierte Handlungsweise der Hauptperson in den Kontext faszinierender Naturtableaus einbettet, aus denen die Chöre und Volksszenen herausragen. Senta und Holländer verkörpern den Konflikt zwischen Reinheit und Sinnlichkeit. Diese Problematik entlehnte Wagner wiederum der jungdeutschen Literatur. Der "Fliegende Holländer" ist zudem das Werk, in dem der Komponist ausgiebig die Leitmotivtechnik, die den späteren Musikdramen zugrunde liegt, erprobte.

Auch im "Tannhäuser" ist der jungdeutsche Einfluss gravierend. Tannhäuser ist in den Konflikt von Sinneslust und Seelenfrieden verstrickt. Wagner verband die jungdeutsche Problematik mit den drei Sagenkreisen von Sängerkrieg auf der Wartburg, Tannhäuser und der Heiligen Elisabeth, mit der Farbigkeit der Landschaft und Erfahrungen der deutschen Geschichte.

Unter den in Dresden vollendeten romantischen Opern Wagners gebührt dem "Lohengrin" die Krone. Der Komponist erweist sich auch hier als politisch engagierter Künstler. Hinter dem mythologisch verkleideten Geschehen und der Einbettung der Handlung in die deutsche Vergangenheit steht ein unverkennbarer Aktualitätsbezug.

Fast gleichzeitig mit dem Prosaentwurf des "Lohengrin" vollendete Wagner im Juli 1845 die erste Prosafassung der "Meistersinger von Nürnberg". Das Szenarium enthält bereits die gesamte Grundkonzeption und den Ideengehalt des späteren Meisterwerks.

Wagner hatte während seiner Dresdner Zeit ausser den bereits genannten Operndichtungen auch mehrere andere in Angriff genommen, die aber allesamt Torso blieben bzw. über das Stadium des Entwurfs nicht hinauskamen. So brachte er 1848 unter dem Eindruck der Lektüre Feuerbachs die dramatische Dichtung "Jesus von Nazareth" ziemlich weit voran. In der zweiten Hälfte des Jahres 1848 verwandte Wagner viel Energie und Zeit damit, die Textfassung des "Ring des Nibelungen" schrittweise zu realisieren. Wie Martin Gregor-Dellin sehr treffend feststellt, hatte Wagner alle grossen Themen seines Lebens in Dresden zum Abschluss gebracht oder in Angriff genommen. Selbst mit der "Tristan"-Problematik beschäftigte sich der grosse Musiker bereits in der Elbestadt.

Nachdem am 9. Januar 1848 seine Mutter verstorben war, schien es ihm, als seien zugleich die letzten inneren Bande, die ihn mit Dresden verknüpften, zerrissen. In den noch verbleibenden Monaten seines Dresdner Aufenthaltes nahmen ihn die revolutionären Ereignisse voll in Anspruch. Wagners aktive Rolle im Vorfeld der Revolution und in den entscheidenden Maitagen des Jahres 1849 ist zu bekannt, als dass sie hier ausführlich dargelegt werden müsste. Wagner demonstrierte mit seinem persönlichen leidenschaftlichen Engagements für die revolutionären Demokraten, dass zwischen seinem Weltbild und seinem Notenbild kein Widerspruch klaffte.

Wir stellen zusammenfassend fest, dass die Dresdner Jahre die entscheidenden in Wagners Leben waren.