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mit Herrn
Dr. Harald Marx, Kustos an der Gemäldegalerie Alte Meister
Der Bergbau. die Wettiner und die Kunst in
Sachsen
Vom
29. April bis zum 10. September 1989 zeigen die Staatlichen
Kunstsammlungen Dresden im Albertinum an der Brühlschen Terrasse die
Ausstellung „Bergbau und Kunst in Sachsen. Betrachtung und
Interpretation von Kunstwerken und Sachzeugen eröffnen die Möglichkeit,
Beziehungen zwischen materieller Produktion, Wissenschaft und
Technik, Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen einerseits sowie
Architektur, Kunst, Kunsthandwerk und Volkskunst andererseits
aufzuzeigen. Historische und kunsthistorische Fakten werden
dargestellt; montangeologische. volkskundliche und
religionsgeschichtliche Fragen klingen genauso an wie die manchmal
schwer zu durchschauenden Wechselwirkungen zwischen politischer und ökonomischer
Macht mit Kultur und Kunst.
Das Erzgebirge wird als eine vom Bergbau
geprägte Kulturlandschaft vorgestellt. Die Bergstädte und die kurfürstliche
Residenz Dresden treten ins Blickfeld. Der Anteil der Wettiner an
Bergverwaltung und Kunstentwicklung wird hervorgehoben. Münzwesen und
Medaillenkunst spielen in der Ausstellung eine große Rolle.
„Der
Bergbau, der von dem reichen Segen Gottes herrühret, ist ein
bewehrtes Mittel, wodurch ein Land zu einem erwünschten Wachsthum
gereichen, und ein LandesHerr außer denen Manufacturen und der
Handelschafft, seine Einkünfte vergrößern, und folglich mächtiger
werden kann..." Das schrieb - in
historischer Rückschau und im Hinblick auf seine eigene Zeit der Freiberger BergCommisario und Markscheider August Beyer, dessen
Epitaph in der Ausstellung „Bergbau und Kunst in Sachsen“
gezeigt werden kann. Er gab 1732 in Dresden Tabellen über die Ausbeute
der sächsischen Bergwerke heraus, angefangen von 1529 bis zum Jahre
1729. Beyer sprach von den Wirkungen des Bergbaus auf die
Gesamtsituation in Sachsen: "Hauptsächlich ersiehet man solches an dem Flor und
Wachsthum des gesegneten Meißner Landes, das sich daher von vielen
andern Fürstenthümern und Königreichen eines besondern Vorzugs
zu erfreuen hat. So gar, wo in denen ältern Zeiten die größten Wüsteneyen und Wildnißen waren, da siehet man
ietzo die schönsten
Städte und Dörffer, die so nahe und dichte bey einanderliegen, daß
man sich gewiß nach Beschaffenheit der Größe dieses Land-Striches
darüber verwundern muß".
In
diesem umfassenden Sinne ist Bergbau auch bei der Konzeption der
Ausstellung als Element und über Jahrhunderts als eine der Grundlagen obersächsischer Kultur verstanden worden.
Ein
festes Datum für das Einsetzen der Untersuchungen war mit den ersten
Silberfunden im 12. Jh. gegeben. Einen sinnvollen Abschluß findet
man um die Mitte des 19. Jh.; damals verloren die Wettiner ihren alles
bestimmenden Einfluß auf Bergbau und Kultur. Das librale sächsische
Berggesetz von 1868 machte dem „Direktionssystem" ein Ende, mit
dessen Hilfe die Landesherren den Bergbau seit dem 15. Jh. gelenkt
hatten.
Urkunden und Bücher. Modelle und Minerale. Gemälde und
Skulpturen, kostbare Werke des Kunsthandwerkes (Silber, Zinn, Glas,
Porzellan, Keramik. aber auch Eisen und Kupfer) sichern der
Ausstellung die Anziehungskraft, da auch Maler wie Lucas Cranach und
Hans Hesse sowie die Bildhauer Peter Breuer und der Meister ‚.H.
W.“ vertreten sind.
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