Wenn
wir uns in unseren heutigen Städten umsehen, sagt Frank Stella, haben wir das Gefühl,
dass die moderne Architektur ganz offensichtlich versagt hat. Unsere kommerziellen
Kathedralen wirken schwach vor den richtigen Kathedralen der Vergangenheit, - aber auch im
Vergleich zur grossartigen Vielfalt der Natur.Die moderne Architektur ist seit einiger
Zeit, sagt er, weitgehend von der Maxime bestimmt, dass die Form der Funktion zu folgen
habe. Und sie arbeitet in drei Dimensionen. Das Ergebnis ist einerseits, dass der Zweck
über die Schönheit regiert, und dass wir andererseits die moderne, rigide Architektur
nur zweidimensional sehen können.
Der Maler aber, sagt Frank Stella, ist ständig gefordert, zu den zwei Dimensionen
seiner Bildfläche sechs weitere zu entwickeln: drei in die Tiefe, die ein Fenster nach
hinten öffnen, weitere drei nach vorne auf den Betrachter hin.
Diese Arbeitsmethode mit acht Dimensionen führt den Maler in der Architektur zu
freien, natürlichen, "handgestalteten" Formen, die wachsen, atmen und in
Bewegung geraten, und die vor allem schön sein sollen; denn, sagt Frank Stella, wir
müssen uns wieder daran erinnern, dass der Architekt in erster Linie für die Schönheit
der Gebäude verantwortlich ist, für deren Nutzung hingegen die Gesellschaft.
Während Architekten auftragsgebundene Zweckarchitektur bauen, konnten Künstler
völlig frei, auf sich gestellt und ohne Auftrag Werke schaffen, die vor allem schön sein
sollten.
Für Dresden sieht Frank Stella ganz besondere Möglichkeiten. Welche Stadt hat heute
eine Zukunft, kann sich wirklich nach vorne entwickeln und die schlimmen Fehler, die
andere Städte in vergangenen Jahrzehnten gemacht haben, vermeiden? Er meint, dass Dresden
versuchen sollte, ein Beispiel für eine neue, sensible, organische Stadtentwicklung zu
setzen, sich selbst zuliebe, aber auch für die ganze Welt als Vorbild dafür, wie wir
unsere besten Ideen selbstkritisch und durchaus auch im Bewusstsein des damit verbundenen
Risikos in neue Architektur umsetzen können.
Frank Stella möchte etwas bauen, dass in menschlicher, spielerischer, offener Weise
die rigide Gebrauchsarchitektur der vergangenen Jahrzehnte überwindet, - durch Formen,
die vor allem organisch und schön sind und unser heutigen offenen Gesellschaft
entsprechen, in der Menschen ganz frei und mit vergnügen durch der Herzogin Garten gehen
und ihn als einen Park aus Blumen, Bäumen und Gebäuden erleben,- als eine harmonische
Einheit aus Natur und Kultur.