Der
Schmuckvorhang in der Dresdner Semperoper von 1878 entstand in der Folge einer grossen
öffentlichen Ausschreibung 1874/75 im deutschsprachigen Raum. Professor Ferdinand Keller
aus Karlsruhe wurde daraufhin mit der Ausführung desselben beauftragt. Ursprünglich
vermutete die Jury als Urheber des 1. Preises den Wiener Maler Hans Makart. Bei genauerer
Betrachtung ist weniger eine Anlehnung an H. Makart als an die Malschule von A. Feuerbach
zu sehen (Nana-Typen). Bereits am 31.10.1876 konnte der fertiggestellte Vorhang vom
Bahnhof zur Einlagerung in den Malerwerkstätten abgeholt werden Das Thema des
Schmuckvorhanges wurde von Keller bestimmt "Die Fantasie mit der Fackel der
Begeisterung", ihr zur Seite Personifikationen, links die Dichtkunst und rechts die
Musik.
Die ornamentale Umrahmung besteht aus Girlanden mit Bildnissen: Im Oberteil der
Dichterfries mit Sophakles, Shakespeare, Moliere, Lessing, Fr. Schiller, J. W. Goethe und
im unteren teil der Musikfries mit Ch.. W. Gluck, W. A. Mozart, Beethoven, C. M. v. Weber,
Rossini, Meyerbeer, R. Wagner.
Der Vorhang verbrannte am 13. Februar 1945.
Als glücklicher Umstand ist zu verzeichnen, dass für die Wiederherstellung der
farbige Orginalentwurf von Keller zur Verfügung steht. Auf dieser Grundlage wurde von dem
leider 1981 verstorbenen Maler, Herrn Helmar Helas, der Massentwurf des neu zu schaffenden
Vorhangs erarbeitet. Die Ausführung erfolgt als Leimfarbenlasurmalerei. Durch den
ständigen Betrieb wird von der freihängenden Leinwandfläche als Träger der Malerei
hinter dem festen Portal der Oper, im Schnürboden hängend (auf- und abbewegt), eine hohe
Beweglichkeit gefordert. Die Malfläche muss für den Transport rollbar sein und
Knittereffekte sind auszuschliessen. Um diesen Forderungen gerecht zu werden, verwendet
die traditionelle Theatermalerei eine Beimischung von Isländisch Moos. Der Farbauftrag
ist in dünnsten Schichten erforderlich. Als Vergleichsobjekt zur Ausführung dienten die
noch gut erhaltenen originalen Schmuckvorhänge des Theater in Liberec und Karlovy Vary,
1883 erbaut, von den Wiener Gebrüdern Gustav und Ernst Klimt und von Franz Matsch.
Als Untergrund dient ein festes Theaterleinen von 3,60 m Breite, das in drei
horizontalen Bahnen verläuft. Die Nähte werden nach entsprechender Behandlung
(Verklopfen bei der Grundierung, ein komplizierter und aufwendiger Prozess) kaum sichtbar.
Zum Zweck des Transportes oder der Aufbewahrung am fremden Ort wird der Vorhang auf
einen "Tummelbaum" aufgerollt. An der oberen und unteren Kante werden Bahnen
etwa 15 cm umgeschlagen zu sogenannten Taschen, die zur Aufnahme der oberen Trage- und
unteren Gewichtslatte bestimmt sind.
Die Rekonstruktion dieser historischen Maltechnik verlangt hohe Anforderungen. Die
künstlerische Umsetzung von dem Originalentwurf zur jetzigen Nachschöpfung von etwa 12 m
x 16 m erfordert eine grosse Einfühlung in die Malerei des 19. Jahrhunderts sowie
persönliche schöpferische Leistungen der ausführenden Künstler.