Dokumentenarchiv

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
26. Oktober 1986    

150 Jahre Elbdampfschifffahrt ...

... mit Herrn Kapitän Peter Naumann 

Die Geschichte der Elbe-Dampfschiffahrt begann am Morgen des 6. März 1836. An diesem Tag trafen sich die geschäftstüchtigen Dresdner Kaufleute Benjamin Schwenke und Friedrich Lange, um über die Verwirklichung einer Dampfschifffahrt auf der Elbe zu beraten. Im Ergebnis dieses Treffens wurde das Gründungsprotokoll der Elbedampfschiffahrts-Geselischaft unterzeichnet. 

1807 gelang auf dem Hudson (USA-Staat New York) mit der Fahrt der „Clermont“ der erste erfolgreiche Versuch, ein von einer Dampfmaschine angetriebenes Schiff auf einer Wasserstraße einzusetzen. 10 Jahre später wurde der erste Raddampfer In Deutschland auf der Unterweser in Betrieb genommen.

 Auch in Sachsen gab es Versuche zur ökonomischen Nutzung der Dampfkraft für den Warentransport auf der Elbe. Die meisten dieser Versuche scheiterten. Nur einem gelang es, einen mit einer englischen Schiffsmaschine ausgerüsteten Heckraddampfer zu bauen — dem Dresdner Zuckersiedereibesitzer Heinrich Calberla. 

Dieses zum Schleppen von Kähnen vorgesehene erste Dampfboot Sachsens absolvierte seine erste Fahrt im Winter 1834/35 und schaltete damit die Konkurrenz der teilweise von Schiffsknechten gezogenen Kähne aus. Am 8. Juli 1836 erteilte die Sächsische Regierung der EIbdampfschifffahrts-Gesellschaft ein "Privilegium für 5 Jahre“.

Die Dresdner Elbdampfschifffahrts-Gesellschaft hatte sich in Johann Andreas Schubert, Professor der Mathematik und Mechanik an der Technischen Bildungsanstalt Dresden, und auch bekannt als Konstrukteur der Dampflokomotive "Saxonia", einen hervorragenden Techniker verpflichtet. Auf einem improvisierten Schiffsbauplatz in der Nähe der alten Dresdner Vogelwiese entstanden unter Schubert‘s  Leitung die ersten beiden eisernen Schiffskörper der Dampfschiffe „Königin Maria‘ (1837) und „Prinz Albert“ (1839) sowie ein aus Holz gefertigter Schiffskörper des ersten Dampfers „Dresden“ in Übigau (1838). 

Der Dampfer „Saxonia“, hatte als bedeutende technische Neuerung eine Hochdruckdampfmaschine und die Möglichkeit der Umsteuerung von Vor- auf Rückwärtsfahrt. 1861 begann man, die Bagger- und Regulierungsarbeiten in und an der Elbe zu verstärken. 4 Dampfbagger holten über 2 Millionen qm Kies aus dem Fluß, der zur Befestigung der Ufer Verwendung fand. Die Fahrrinnentiefe wurde dabei von etwa 0,47 m auf Ø 0,91 m vergrößert. Im März 1867 erfolgte die Namensänderung, in Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrts-Gesellschaft. 

Als der erste Weltkrieg ausbrach, flossen die Profite für die SBDG spärlicher. Die Vergnügungsfahrten wurden fast ganz eingestellt. Die Krise machte auch um die Elbeschifffahrt keinen Bogen. 8 Personendampfer mußten bis 1920 verkauft werden. Im Sommer 1926 wurde die „Dresden“, der mit 68,70 m bis dahin größte Salondampfer, in Dienst gestellt. 1929 kam  das Schwesternschiff „Leipzig“ im Personenverkehr zum Einsatz.

Bis 1927 trugen alle Schiffe einen grün-weißen bzw. gelb-weißen Anstrich; im Frühjahr 1928 erhielten alle Schiffe einen einheitlich  weißen Anstrich — die  „Weiße Flotte“ war entstanden.

Der 2. Weltkrieg endete auch für die „Weiße Flotte“ mit einer schrecklichen Bilanz: Viele Betriebsangehörige waren gefallen,  vermißt, verwundet oder im Feuersturm des Bombenangriffes auf Dresden im Februar 1945  verbrannt.

Zu Pfingsten 1946 begann die „Lößnitz“ wieder mit dem Personenverkehr. Ihr folgten am 1. 5. 1947 die „Riesa“ und am 7. 6. 1947 die „Leipzig“. Die Saison 1950 konnte erstmals mit dem gesamten Flottenbestand von 16 Dampfern durchgeführt werden, in der Personenbeförderung waren mehr als 1,9 Millionen Fahrgäste zu verzeichnen. 

Umgetauft wurden damals die Dampfer „Karlsbad“ (1898) in „Sachsen“ (1946) in „Junger Pionier“ (1951), "Tetschen (1892) in „Krippen“ (1946), Außerbetriebsetzung 1979 „Lobositz“ (1892) in „Königstein“ (1948) Außerbetriebsetzung 1970 „Kurort Rathen“ (1864) in „Freundschaft“ (1949) Außerbetriebsetzung 1964 „Lößnitz“ (1873) in „Einheit“ (1950) Außerbetriebsetzung 1973 "Pillnitz“ (1896) in „Weltfrieden“ (1952) „Bastei“ (1896) in „Kurort Rathen“ (1956) „Mühlberg“ (1879) in „Stadt Wehlen“ (1962) 

1962 bis 1964 nahmen die Motorschiffe  „Ernst Thä!mann“, „Karl Marx“, ‚.Friedrich ­Engels“ und „Wilhelm Pieck den Fahrbetrieb auf. 1978 bis 1982 wurden 3 kleine Motorschiffe  mit Schraubenantrieb eingesetzt. Jährlich werden  1,5 Mio. Personen bis 170000 Schiffskilometer befördert.

Auszug aus „Chronik“ — 150 Jahre Eibefahrt „Weiße Flotte“