Es
war in der Mitte des 13. Jahrhunderts, als man auf dem Altmarkt in Dresden begann,
stattliche Häuser zu bauen. Eine kleine Gruppe sorbischer Bauern machten sich auf
Wanderschaft und entdeckte vielversprechende Wiesen,
flussabwärts in einer märchenhaften Landschaft zwischen Hügeln und Ufer gelegen.
Zuerst war ihnen das Flachland wichtig, später stellte sich heraus, dass die Hänge noch
einträglicher werden sollten. Die Art, in der sie ihre Siedlung begründeten, war
weitblickend und bringt noch heute Stadtplaner-Augen zum Leuchten. Rings um ein ovales
Landstück ordneten sie ihre Höfe und sagten zu dem Flecken Coschebrode, was auf einer
Urkunde des Jahres 1271 zu lesen ist. Mit etwas Phantasie durchaus mit Kötzschenbroda zu
verbinden. Heute nennen wir ihn Dorfanger und meinen damit ein Stück Vergangenheit, das
glücklicherweise überlebt hat. Zur damaligen Zeit war es mit Sicherheit die modernste
Form, bäuerliche Tätigkeiten gemeinschaftlich zu arrangieren. Die Vorderfronten
einanderzugewandt, die Tore in zwei stolzen Reihen, nicht zu Weit voneinander gebaut,
damit die Nützlichkeit der Nachbarschaft zum tragen kam. Hinter den Höfen lagen Garten
oder Ackerland, fruchtbar genug, seine Besitzer und andere zu ernähren.
Es dauerte nicht lange,
und die sonnigen Hänge auf der so genannten Sommerseite erwiesen sich als tauglich für
den Weinanbau. Von da an drehte sich alles um den Wein. Fast jeder Hof stellte seinen
eigenen her, und von den besonders guten Sorten bestellten Kirchen und Klöster der
Umgebung. An den schmalen Enden des Angers entstanden die beiden Gasthäuser, allerdings
erst, nachdem es eine Kirche gab. 1273 soll die erste gebaut worden sein. Die wechselvolle
Geschichte mit Hussiten-Krieg, 3Ojährigem Krieg und dem sicherlich schon damals
anhaltendem Geldmangel brachte dem Gebäude ungewollt Veränderungen, bis ein Schüler
George Bährs im 18. Jahrhundert den Turm gestaltete. Doch auch diese Form blieb nicht
erhalten. Völliger Abriss und Neubau bescherten der Gemeinde ein Gotteshaus, das in
Neugotischer Manier mit den ähnlichen Türmen von Kaditz und Briesnitz im Einklang war. Letzte Neuerung ist eine
Gedenkstätte im Turmsockel, die an den Waffenstillstand von Kötzschenbroda erinnern
soll.
Deshalb war man in Sachsen
einmal stolz gewesen: nachdem katholische und protestantische Fürsten mit Erfolg
gigantischer Verwüstung aufeinander losgegangen waren und der Schwedische König auf der
protestantischen Seite eingreifen zu müssen glaubte, sollte etwas Sinnvolles geschehen.
Gustav II. war für
Kötzschenbroda ein Brand- und kein Friedensstifter geworden, aber er gab nicht auf. Im
nahe gelegenen Meissen bezog er Winterquartier und hatte vor, ganz Sachsen zu
verwüsten. Die Krieger waren fast am Ende und die stille Diplomatie war gefragt. Leute,
die sich in der Gegend und im Taktieren auskannten, knüpften vorsichtige Kontakte
zwischen Sachsen und Schweden. Mit, dabei war der Geheimarchivar Anton Weck, wohnhaft in
Kötzschenbroda. Mehrere Tage Klausur im Pfarrhaus brachten schließlich den ersehnten
Erfolg. Ein Waffenstillstandspakt konnte unterzeichnet werden, der die Grundlage für
den späteren Friedensvertrag mit Schweden war. Welche kluge Konferenz ! Seitdem sind
sich Sachsen und Schweden nicht mehr in kriegerischer Absicht begegnet.
Der Friedenstisch, an dem
der Vertrag geschlossen wurde, ist aus dem Pfarrhaus in den Turm gezogen und mahnt in
Gesellschaft anderer historischer Stücken die Heutigen an friedliches Handeln.