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Kötzschenbroda
Coschebrode
Gustav II

 

1. September 2001 - Kötzschenbroda

   


Kötzschenbroda - eine Legende der Lössnitz ...

... mit den Architekten Frank Mehnert und Udo Scholz

vorbereitet und organisiert durch Frau Bauereis und Herrn Mjetk

Es war in der Mitte des 13. Jahrhunderts, als man auf dem Altmarkt in Dresden begann, stattliche Häuser zu bauen. Eine kleine Gruppe sorbischer Bauern machten sich auf Wanderschaft und entdeckte vielversprechende Wiesen,  flussabwärts in einer märchenhaften Landschaft zwischen Hügeln und Ufer gelegen. Zuerst war ihnen das Flachland wichtig, später stellte sich heraus, dass die Hänge noch einträglicher werden sollten. Die Art, in der sie ihre Siedlung begründeten, war weitblickend und bringt noch heute Stadtplaner-Augen zum Leuchten. Rings um ein ovales Landstück ordneten sie ihre Höfe und sagten zu dem Flecken Coschebrode, was auf einer Urkunde des Jahres 1271 zu lesen ist. Mit etwas Phantasie durchaus mit Kötzschenbroda zu verbinden. Heute nennen wir ihn Dorfanger und meinen damit ein Stück Vergangenheit, das glücklicherweise überlebt hat.

Zur damaligen Zeit war es mit Sicherheit die modernste Form, bäuerliche Tätigkeiten ge­meinschaftlich zu arrangieren. Die Vorderfronten einanderzugewandt, die Tore in zwei stolzen Reihen, nicht zu Weit voneinander gebaut, damit die Nützlichkeit der Nachbarschaft zum tragen kam. Hinter den Höfen lagen Garten oder Ackerland, fruchtbar genug, seine Besitzer und andere zu ernähren.

Es dauerte nicht lange, und die sonnigen Hänge auf der so genannten Sommerseite erwiesen sich als tauglich für den Weinanbau. Von da an drehte sich alles um den Wein. Fast jeder Hof stellte seinen eigenen her, und von den besonders guten Sorten bestellten Kirchen und Klöster der Umgebung. An den schmalen Enden des Angers entstanden die beiden Gasthäuser, allerdings erst, nachdem es eine Kirche gab. 1273 soll die erste gebaut worden sein. Die wechselvolle Geschichte mit Hussiten-Krieg, 3Ojährigem Krieg und dem sicherlich schon damals anhaltendem Geldmangel brachte dem Gebäude ungewollt Veränderungen, bis ein Schüler George Bährs im 18. Jahrhundert den Turm gestaltete. Doch auch diese Form blieb nicht erhalten. Völliger Abriss und Neubau bescherten der Gemeinde ein Gotteshaus, das in Neugotischer Manier mit den ähnlichen Türmen von Kaditz und Briesnitz  im Einklang war. Letzte Neuerung ist eine Gedenkstätte im Turmsockel, die an den Waffenstillstand von Kötzschenbroda erinnern soll.

Deshalb war man in Sachsen einmal stolz gewesen: nachdem katholische und protestan­tische Fürsten mit Erfolg gigantischer Verwüstung aufeinander losgegangen waren und der Schwedische König auf der protestantischen Seite eingreifen zu müssen glaubte, sollte etwas Sinnvolles geschehen.

Gustav II. war für Kötzschenbroda ein Brand- und kein Friedensstifter geworden, aber er gab nicht auf. Im nahe gelegenen Meissen be­zog er Winterquartier und hatte vor, ganz Sachsen zu verwüsten. Die Krieger waren fast am Ende und die stille Diplomatie war gefragt. Leute, die sich in der Gegend und im Taktieren auskannten, knüpften vorsichtige Kontakte zwischen Sachsen und Schweden. Mit, dabei war der Geheimarchivar Anton Weck, wohnhaft in Kötzschenbroda. Mehrere Tage Klausur im Pfarrhaus brachten schließ­lich den ersehnten Erfolg. Ein Waffenstill­standspakt konnte unterzeichnet werden, der die Grundlage für den späteren Friedensver­trag mit Schweden war. Welche kluge Kon­ferenz ! Seitdem sind sich Sachsen und Schweden nicht mehr in kriegerischer Absicht begegnet.

Der Friedenstisch, an dem der Vertrag ges­chlossen wurde, ist aus dem Pfarrhaus in den Turm gezogen und mahnt in Gesellschaft an­derer historischer Stücken die Heutigen an friedliches Handeln.