Dokumentenarchiv

Theaterplatz Dresden gesehen vom Hausmannsturm

Theaterplatz gesehen vom Hausmannsturm  
Sempergalerie gesehen vom Hausmannsturm
 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
30. September 1986    

"Der schönste Platz Europas?"  Über Architektur und Kunst des Dresdner Theaterplatzes in Geschichte und Gegenwart ...

... mit Herrn Dr. Phil. Fritz Löffler 

... für den Semperclub, September 1986

Der Raum zwischen der Elbbrücke nach Weiten hinter den Befestigungsanlagen bis zur Bastion Sol mit dem Ausfall und weiter nach Süden bis zur Bastion Luna wurde erst gegen Ende des 17. Jh. mit einigen wichtigen Bauten von Klengel und Starcke versehen. Es dauerte bis zum Anfang des. 18. Jh., daß hier ein Wandel eintrat, als Pöppelmann hinter der Bastion Luna den Zwinger errichtete und anschließend in den zwanziger Jahren des 18. Jh. die Großplanung unter anderem mit Galeriebauten bis zur Elbe fortsetzte. Diese Großplanung, die aus mancherlei Gründen nicht realisiert wurde und wohl auch nicht werden konnte, ist bis in die Gegenwart nicht mehr vergessen worden. Als der Zwinger unvollendet liegen blieb, schloß man die vierte, offen gebliebene Seite nach der Elbe mit einer schlichten Mauer ab, durch die ein Tor führte.

Eine neue Situation für diesen Raum bis zur Elbe trat mit dem Bau der Katholischen Hofkirche ein, die einmal den Schloßplatz nach Westen abschloß und anschließend eine ganze Kolonie von kleinen Wohnbauten entstehen ließ, die nach einem Teil ihrer ersten Bewohner, den Fremdarbeitern an der Hofkirche, weiter als Italienisches Dörfchen bezeichnet wurde. Das Ganze war ein unerfreulicher Zustand, den Gottfried Semper sofort nach seiner Berufung erkannte. 1837 schuf er für dieses i3elände seinen Forumplan, der im Prinzip die Planungen des 18. Jh. wieder aufnahm, aber seit 1838 nur bis zum Bau des Opernhauses gedieh. Wichtig war inzwischen allein die Eckbebauung auf der ehemaligen Bastion Sol geworden, auf der ein Industriebau — die Calberlasche Zuckersiederei von 1820, die ab den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als Hotel 8ellevue zu internationalem Ruhm gelangte — entstand. 

Der Forumplan Sempers fiel endgültig, als nach Verwerfung aller anderen Orte die Gemäldegalerie den Zwingerbau nach der vierten Seite abschloß. Der unglückselige  Brand, der das Opernhaus 1869 vernichtete, war Anlaß, den Neubau aus Sicherheitsgründen von der Galerie weiter nach Süden zu rücken und so von der Galerie zu distanzieren. Damit war der Abschluß des Platzes im wesentlichen gegeben. Nur nach der Elbe zu schloß ihn Helbigs beliebtes Restaurant wenig erfreulich ab.

Für die Elbseite mußte so eher oder später eine Lösung gefunden werden. Hier baute 1911 Hans Erlwein die Gaststätte "Italienisches Dörfchen". Der Bau wurde bei der Bedeutung das Ortes international zur Kenntnis genommen und aufs heftigste kritisiert. Man hätte sich einen Treppenabschluß nach der Elbe gewünscht, entsprechend des Piazetta Venedigs.

Die schmerzlichen Ereignisse der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 stellten erneut die alten Probleme zur Diskussion. Nach der Zerstörung des Zwingers konnte sein Abbruch durch das Eingreifen des sowjetischen Stadtkommandanten verhindert werden. Der Gedanke, durch einen möglichen Abbruch der von Bomben schwer getroffenen Galerie den Platz bis zur Elbe offen zu halten, wurde durch das unglücklich gelegene Schauspielhaus, das dem Kronen Tor seine Wirkung raubt, zur Unrealität verurteilt.

Eine städtebauliche Katastrophe war zuletzt der Abbruch des Hotels Bellevue, dessen Gastronomie völlig erhalten geblieben war, als Maßstabsbau zwischen sonstigen Monumentalbauten. Das Füllen der durch sein Fehlen entstandenen Lücke blieb nunmehr eine der entscheidendsten Bauaufgaben der Stadt, die zu lösen war, um dem Platz die alte Geschlossenheit wiederzugeben.